Rundbrief 25.03.2017

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Rundbrief Nehemia Freundeskreis

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Protopopowka, Ukraine

Rundbrief 25. März 2017


Liebe Freunde!

Vor wenigen Tagen sind wir aus den umkämpften Gebieten in der Ostukraine wohlbehalten zurückgekommen. Danke Euch allen, die uns die Reise durch Spenden ermöglicht und uns im Gebet begleitet haben. Eine Fülle von Eindrücken und Erlebnissen haben wir mitgenommen. Immer wieder wird uns bewusst, welche Gnade es ist, im Frieden leben zu können!

Wir haben unser Ziel erreicht

Nach 500 Kilometern und zum Teil sehr schlechter Straßen hatten wir unser Ziel erreicht: Mariupol! Auf den ersten Blick eine ganz normale Stadt in der Ukraine. Die Menschen gehen auf Arbeit, die Kinder in die Schule, andere sitzen im Café. Doch schon bei der Einfahrt in die Stadt ist zu spüren, dass hier alles anders ist. Schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten kontrollieren jedes Auto und alle Personen, die in die Stadt hinein, oder aus der Stadt heraus wollen. Große Betonhindernisse blockieren die Straßen, an den Straßenrändern sind gut ausgebaute Bunker zu sehen, Schießscharten, Sandsäcke, Splitterschutz und gepanzerte Fahrzeuge.

Nach der Kontrolle fuhren wir direkt zu einem Kinderheim und Kinderrehabilitationszentrum.
In der ersten Etage werden drogenabhängige Kinder behandelt, in der zweiten Etage ist dann ein „normales“ Kinderheim. Die meisten Kinder durchlaufen erst den Entzug und werden dann im Kinderheim aufgenommen, um so auch die Gefahr für den Rückfall einzudämmen. Dort im Kinderheim ist deutlich zu sehen, dass es an allem Materiellen fehlt. Die Kinder haben aber Gottes Wort und ganz liebe Betreuer. Im Haus selber wird Schritt um Schritt renoviert und eine deutliche Veränderung ist zu sehen. Unsere Hilfe kam gerade recht. Neben Brot und Butter, sowie unsere selbst hergestellten Nudeln hatten wir nach Ansage der Leitung noch reichlich eingekauft: Äpfel, Bananen, Öl, Zucker, Reinigungsmittel, Waschmittel und Seife! Natürlich hatten wir auch Spielzeug und vor allem Bälle dabei!

Und schon ging es weiter zu einem deutschen Hilfsprojekt des Blauen Kreuzes. Wir hatten schon öfter versucht, mit diesem Hilfswerk in Kontakt zu kommen. Nun endlich hat es geklappt. Wir besuchten dort die Tageskinderspeisung und eine Obdachlosenküche. Natürlich hatten wir Brot und Butter mitgebracht! Bei der Kinderküche lernten wir das ukrainische Leiterpaar kennen. Emilia und Alexander nahmen uns gleich mit in ihre Arbeit und wir spürten sofort, dass eine gute Atmosphäre zwischen uns herrscht. Im Laufe der Gespräche vereinbarten wir ein baldiges Treffen bei uns in Protopopowka, um auch zu sehen, wie wir uns gegenseitig helfen und unterstützen können. Im Speisesaal der Obdachlosenküche platzten wir direkt ins Abendessen hinein. Da kam das Brot gerade recht und es war auch eine Möglichkeit, ein kurzes Zeugnis zu geben und den Menschen Mut zu zusprechen und Gottes Liebe weiterzugeben.

Dann war es aber Zeit, ein wenig zu entspannen. Wir waren bei einem Ehepaar in Mariupol eingeladen, sie hatten ihre Schlafzimmer geräumt und wir durften dann zu sechst in einer kleinen Neubauwohnung (zwei Zimmer, Küche, Bad) zur Ruhe kommen. Auch das war wieder ein Erlebnis besonderer Art.
 

Auf in das Kampfgebiet

Am nächsten Morgen sollte es dann direkt in das Kampfgebiet gehen.

Das geht natürlich nicht einfach so. Wir brauchten einen autorisierten Begleiter, der uns durch alle Kontrollen an die richtigen Stellen führen konnte.

Am Morgen starteten wir mit Verspätung, wir mussten lange auf die Erlaubnis warten, fahren zu dürfen. In der vergangenen Nacht wurde gerade das Gebiet der für uns beantragten Route schwer beschossen. Es gab einen toten Soldaten und sechs Verletzte. Doch endlich kam unser Begleiter. Ein Kaplan (Militärgeistlicher), er hatte die Parole für die Kontrollstellen bekommen und wir konnten starten. Erster Halt war ein Supermarkt, auch hier kauften wir wieder ein, was uns durch die verantwortlichen Personen empfohlen wurde.

Nur wenige Kilometer hinter der Stadt ist die Landschaft deutlich von Krieg und Zerstörung gezeichnet. Auf der Fahrt erzählte uns der Kaplan vom Leben und Leid der Menschen hier. Sie, die nicht geflohen sind und noch immer mit dem fast täglich Beschuss leben, müssen zurechtkommen. Er berichtete uns über die Besonderheiten hier in diesem Gebiet: Menschen und Soldaten leben zusammen, durch manchen Gemüsegarten geht ein Schützengraben oder ein Verbindungsweg der Soldaten. Statt Fensterglas wird Folie verwendet, das lässt sich schneller reparieren, wenn durch die Druckwellen Schäden entstehen.

Die Separatisten haben Kopfgelder für Offiziere und Militärgeistliche ausgesetzt. Wer einen erschießt, bekommt 2.000 $. Für den Militärseelsorger, der auch das gestern besuchte Kinderheim leitet, sind 100.000 (Hunderttausend!!!) Dollar „Belohnung“ geboten.

Das alles sei auch offiziell auf den Internetseiten der Separatisten zu lesen.

Hilfe für die Soldaten


Nun war unser erster Halt ein Stützpunkt einer Infanterieeinheit. Dorthin brachten wir Lebensmittel, ein paar Bälle für die großen „Jungs“ und warme Unterwäsche. Nach einem kurzen Gespräch, Gebet und Segen ging es schon weiter. Bald erreichten wir das letzte Dorf, etwa einen Kilometer von der Front entfernt. Gleich wurden wir aufgefordert, unseren Bus zu verstecken, da ein blauer Mercedes Sprinter nicht in das Bild passt und ein beliebtes Ziel sein könnte.

 

Menschen zwischen den Fronten


Uns zur großen Freude trafen wir neben den wenigen noch im Dorf lebenden Menschen einige Missionare. Gleich erkannten wir sie an den roten Westen mit der Aufschrift : "Evangelische Kirche! Wir beten für Frieden!" Wie im letzten Jahr berichtet, hat die Kirche von Slowjansk nun hinter der ganzen Front, von der russischen Grenze - bis zum Asowschen Meer Missionare stationieren können und so eine zweite „Frontlinie“ errichtet.

Unsere Ankunft war nicht zu verbergen und schnell versammelten sich die Einwohner an einem kleinen Haus, welches notdürftig als Versammlungsraum und Kirche hergerichtet war. An den von Explosionen gerissenen Wänden stand ein frisch gefertigtes Holzkreuz und ein paar Bänke, es war kalt und es durfte kein Feuer gemacht werden um nicht mit dem entstehenden Rauch ein Ziel zu geben. Trotzdem konnten wir auch hier wieder ein paar mutmachende Worte bringen. Dieses Mal redete ich aber auf Deutsch und unsere Tochter Helena übersetzte das erste Mal offiziell ins Ukrainische. Wir luden noch Hilfsgüter aus, verteilten Brot und Bibeln.

Unser Kaplan drängte zum Aufbruch, es begann zu regnen und die Straßen waren durchwühlt von Kettenfahrzeugen und schwerer Technik und so hätte ein Weiterkommen nicht mehr möglich sein können. Doch unser Sprinter wühlte fleißig mit und wir erreichten wieder feste Straßen. Immer wieder wurden wir und unser Auto an den Kontrollpunkten von den Posten kontrolliert und immer wieder mussten wir die Parole nennen. Neben den Leuten von OSCE, welche wir hier trafen, sahen wir nur Militärfahrzeuge.

Vorsicht Minen!

Weiter ging es nun direkt an das Asowsche Meer! In einem Dorf von 1.200 Personen leben heute noch 70 Menschen dort. Einst ein beliebter Touristen- und Urlaubsort - jetzt herrscht hier gespenstische Stille. Feine Häuser, einst sicher für Urlauber gedacht, mit Klimaanlage und Satellitenschüssel, stehen leer, oft ohne Dach oder mit Schäden am Dach und Bauwerk. Am Strand, wo sich einst Menschen erholten, warnt ein Schild vor Minen. Kein Mensch lässt sich sehen, wir werden nur von einer Anhöhe her mit Ferngläsern aufmerksam beobachtet.
Wir fahren an vielen hundert Hektar Feld weiter vorbei. Alles liegt brach und aus dem vertrockneten Unkraut warnen die Schilder vor den russischen Minen.

Wieder in Mariupol angekommen, verabschiedeten wir uns von unserem Kaplan. Das letzte Treffen war in einem Rehabilitationszentrum geplant. Es ist ein kleines Zentrum mit zwei Gebäuden, getrennt für Männer und Frauen. Dort luden wir unsere restlichen Hilfsgüter aus und auch noch die gerade gekauften Lebensmittel: Brot, Wurst, Tee und Obst waren sehr willkommen. Nach einem kurzen Gottesdienst fuhren wir etwas müde in unser Quartier. Dankbar für alle Bewahrung und voller neuer Eindrücke brachen wir am nächsten Tag wieder Richtung Westen auf und erreichten gesund und wohlbehalten Protopopowka.

Sicher sind noch nicht alle Gedanken zu Ende gedacht und nicht jeder Eindruck verarbeitet. Was für uns allerdings klar ist, dass es in dieser Situation optimal ist, sich vor Ort zu begeben und dort den verschiedenen Objekten und Projekten bedarfsgerecht zu helfen. Am besten ist es, gleich mit den verantwortlichen Leitern einkaufen zu gehen. So kann wirklich sicher gestellt werden, dass die Hilfe ankommt, die notwendig ist! Das hilft den Menschen am besten und schenkt den Spendern und Empfängern Freude. Allen, die gerade auch für den Osten des Landes gespendet haben, ein besonderer Dank!

Neuigkeiten von der Basis

Nach langem innerlichen Kampf haben wir uns entschlossen, uns von unseren beiden Pferden zu trennen. Sie gehören ja schon viele Jahre zu uns, leider hatten wir aber keine Arbeit mehr für sie und nur im Stall zu stehen, ist ja für Pferde kein Leben. Hinzu kommt, dass mir einfach die Zeit fehlte und sonst niemand weiter mit ihnen arbeitet.

Vielen Dank allen, die am 5.3. zur Vereinsversammlung dabei waren! Es war schön, wieder mit Euch zu reden und von hier zu berichten. Danke für Eure Treue!

Wir verweisen auch noch mal auf unsere neue Webseite www.nehemia-freundeskreis.org. Dort stehen auch immer die Zwischenberichte, die nur per Email verschickt werden.

Dankeschön auch an alle Spender, Unterstützer und Freunde! Gerade auf unserer Reise von Deutschland in die Ukraine zurück, spürten wir, wie gut es ist, Freunde zu haben. Denn schon wenige Meter hinter Elsterberg hatten wir einen Federbruch an unserem Transporter. Es ist einfach schön, wie uns weiter geholfen wurde. Vielen Dank auch an unsere Gemeinde, die ein ganzes Stück zu unserem neuen Traktor beigetragen hat!

An dem Projekt mit dem Haus für das Rehzentrum im Dorf sind wir weiter dran und werden dann im nächsten Brief ausführlich berichten.

Es grüßen euch ganz herzlich!

Achim, Gabriele und Helena

"Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie alles was ich euch befohlen habe. Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt. 28, 19+20)
 
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