Nehemia-Freundeskreis e.V. Rundbrief November 2018

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Rundbrief Nehemia Freundeskreis

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Protopopowka, Ukraine - 25. April 2024

Rundbrief November 2018


Liebe Freunde,
die Ernte ist abgeschlossen und die Felder sind zum großen Teil für den Winter fertig vorbereitet. Nun habe ich Zeit, den schon längst fälligen Brief an Euch zu schreiben.
Wir waren in den letzten Wochen nicht nur durch die tägliche Arbeit stark eingebunden. Es häuften sich auch allerhand Probleme an, die nach Lösungen riefen.

 

Das Nachsehen


Wie immer mussten wir im August unsere neuen Aufenthaltsgenehmigungen beantragen. In den letzten Jahren hat dies nie ein Problem dargestellt und ist für uns schon ein Stück Routine geworden. Doch dieses Jahr sollte es anders werden. Ein neues, und nicht nur der Passstelle in Olexandrija, unbekanntes Gesetz hat die Einreichefristen verlängert. Wir müssten zurück nach Deutschland fahren, um dort Arbeitsvisen ausstellen zulassen. Danach könnten wir alles neu beantragen. Wir versuchten alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das zu verhindern. Es half nichts - Gesetz ist Gesetz! Wir fuhren noch einmal nach Deutschland. Für uns war das sehr ärgerlich, weil wir erst zum Schulanfang am 5. August da waren und nun schon wieder fahren - mitten in der Erntezeit - und noch einmal 5500 km……! All denen, die uns da auch bei den Unkosten unterstützt haben, ein herzliches Dankeschön!
Innerhalb von 5 Tagen erhielten wir unser Visum in Frankfurt am Main und kehrten sofort in die Ukraine zurück. Gegen 12 Uhr waren wir vor Ort in Protopopowka, kurz vor 14 Uhr war ich dann schon wieder mit dem Mähdrescher Richtung Sonnenblumenfeld unterwegs.
 

Der Sog


Wie schon in der Vergangenheit berichtet, gehen viele Menschen mit einem Arbeitsvisum nach Polen, um dort das große Geld zu machen. Es kommen auch viele zurück, die Wenigsten sind glücklich, aber der Sog hält an. Nun hat dieser Trend auch unsere Lena erfasst. Seit vielen Jahren ist sie unsere treue Stütze und auch Buchhalterin in der Firma. Wir konnten sie nicht halten, auch weil wir wissen, dass sie einfach diese Erfahrung machen muss. Dennoch hinterlässt sie eine Lücke, die geschlossen werden muss. Gerade für die Buchhaltung jemand Geeignetes zu finden, ist fast aussichtslos. Auch wer in Zukunft unser Haus hütet, wenn wir einmal in die Heimat fahren, ist noch ungewiss.
Die ukrainische Regierung begegnet diesem Sog mit regelmäßiger Erhöhung des Mindestlohnes. Die ist aber auch nicht die Lösung und der Wirtschaft tut es nicht gut. Es treibt nur die Inflation an.
 

Die schwache Stelle


Nun ist es schon über ein Jahr her, dass wir im Nehemiahaus mit den Männern zusammenarbeiten.
In dieser Zeit haben schon 5 Personen den Weg zurück ins alltägliche Leben gefunden. Sie arbeiten nun als Steinmetz, im Fensterbau, in unserer Bäckerei und auf dem Bau. Das freut uns sehr, weil auch im Nehemiahaus selbst die Renovierungen voranschreiten.
Eine Schwachstelle hat sich nun aber herausgestellt. Wir erlebten gleich zwei Mal einen identischen Fall. Es hatte alles wunderbar geklappt, Arbeitsdisziplin, Pünktlichkeit und die Bereitschaft, Neues zu lernen und sich auch darin rein zu geben. Mit Freude sahen wir bei den Männern auch den Ehrgeiz, neue Prozesse zu lernen und selbstständig auszuführen.
Jeder Arbeiter ist ja auch seines Lohnes wert. Und das ist das Problem! Mit dem Gehaltstag brach alles zusammen. Jeder gute Vorsatz war weg, jedes Versprechen vergessen. Sogar den Weg nach Hause fanden sie nicht.
Dieser Rückschlag hat uns sehr leidgetan und wir sind nun am Überlegen, wie diese Brücke gebaut werden kann. Wir wollen keine Verwalter einsetzen und aber gleichzeitig die Rehabilitanden doch für das normale Leben vorbereiten.
 

Der Tumor



Wir berichteten regelmäßig von Pastor Sascha, seiner Frau Lena und ihren 6 Kindern. Ein Zufallsbefund mit Verdacht auf eine Blindarmentzündung hat einen großen Tumor an Saschas Niere zu Tage gebracht. Das Stadtkrankenhaus in Oleksandrija und das Bezirkskrankenhaus in Kirowograd haben ihn nach kurzer Diagnose gleich weiter nach Kiew geschickt. Es wurde ein Tumor so groß wie ein Brot festgestellt. Die weitere Diagnostik und Operation sollten bis 5000 Dollar kosten. Auch in Kiew wollte keiner so recht die Sache angehen und immer wieder wurden OP-Termine verschoben. In unseren Gebetsinfos hatten wir darüber ausführlich berichtet.
Die Operation war dann Mitte September. Lena konnte die ganze Zeit mit an seiner Seite bleiben. Vielen Dank allen, die auch mit dazu beigetragen haben, die Operationskosten zu decken. Am letzten Freitag haben wir uns mit Sascha und Lena getroffen. Unter Tränen erzählte er uns, wie es ihm ergangen ist und wie dankbar sie für alle Hilfe und Unterstützung sind. Die Rückverlegung von Kiew wurde als Zugfahrt organisiert – weil das besser ist, als nach der OP auf den ukrainischen Straßen mit dem Auto zu fahren.  Sascha ist noch deutlich gezeichnet von der Operation und den Anstrengungen und den Sorgen um Familie und Gemeinde. Lange Zeit konnte nicht richtig gesagt werden, ob eine Chemotherapie nötig ist. Im Moment haben sie entschieden, keine Chemotherapie durchzuführen. Es wird noch seine Zeit dauern, bis er wieder voll seiner Arbeit nachgehen kann, beide gehen aber mit viel Glauben, Dankbarkeit und Optimismus in die Zukunft.
 

Das Kampfgebiet


Der Krieg im Osten ist aus den europäischen Nachrichten so gut wie verschwunden. Dennoch sterben immer wieder Menschen auf beiden Seiten der Front und es gibt viel Leid. Beide Seiten sind weit weg von den Vereinbarungen des Minsker Abkommens.
Sina – eine pensionierte Lehrerin (wir berichteten von ihr schon im September 2017) hält uns immer auf dem Laufenden und versorgt uns mit Neuigkeiten. Sie wohnt im Separatistengebiet, knapp zwei Kilometer von der ukrainischen Frontlinie entfernt. In der Schusslinie zu leben ist gefährlich, aber sie wollen nicht weg, wohin auch. Sie wissen, wenn sie gehen, sehen sie ihr Häuschen nie wieder. Das Nachbarhaus wurde im Sommer von einer Granate getroffen. Dort lebten zwei Rentner, einer saß vorm Haus auf der Bank, der andere im Haus. Wie ein Wunder hat es die Frau auf der Gartenbank überlebt, die zweite Person hatte keine Chance.

Wie im letzten Brief berichtet, konnten wir als Verein den Wasseranschluss an das neue Missionshaus in Solotoe finanzieren. Der Feldpastor Juri und seine Frau sagen EUCH ein herzliches Dankeschön! Für den im letzten Brief erwähnten Drucker der Schule nahe der Frontlinie sammeln wir noch weiter, die eingegangenen Spenden haben noch nicht für ein geeignetes Gerät gereicht.
 

Die Basis


Wir konnten, Gott sei Dank, eine gute Ernte einbringen! Neben der ganzen Arbeit in Haus und Hof, der Bäckerei und im Stall, konnte wieder eine Seite vom Lager abgeputzt werden. So zieht auch rein optisch immer mehr Ordnung im Grundstück ein.
Das neue Brotauto ist leider noch nicht fertiggestellt – es wurden viele Versprechen und Termine nicht gehalten.
Unser Festnetztelefon funktioniert nach wie vor nicht, aber das Internet geht gut. Vom Sommer bis in die letzten Tage des Oktobers waren wieder viele Gäste bei uns. Besonders gefreut haben wir uns über die „alten Hasen“ aus den Zeiten der Hilfsgütertransporte. Neben den vielen Erinnerungen wurde uns neu bewusst, welchen Weg wir in den letzten Jahren gegangen sind und wie sich die ganze Arbeit weiterentwickelt hat.
So helfen wir jetzt zum Beispiel auch Personen, ihre Dokumente für Grundstücke und Häuser in Ordnung zu bringen. Manche bringen wichtige Dokumente oder auch Geld zu uns, um es sicher zu verwahren. Oft auch mit dem Hinweis, dass wir Ihnen das Geld nicht vor einem bestimmten Datum zurückgeben sollen, auch wenn sie noch so darum betteln.
 

Unser Dorf


Unser Dorf Protopopowka wurde ebenfalls durch die von der EU angeregte Landreform mit den umliegenden Dörfern zu einem Dorfsverband zusammengefügt.
Das bedeutet für unser Dorf, dass wir keinen eigenständigen Bürgermeister mehr haben und alle Dienste zentral im Nachbardorf Koristowka verwaltet werden.

Protopopowka erhält eine neue Ambulanz, fast schon eine kleine Poliklinik. Zur Einweihung am 17.11. soll auch der Präsident in unser Dorf kommen. Die Straßen von Alexandria bis Koristowka sind komplett in Stand gesetzt worden.

 

Weihnachtsaktion:
Warmes Weihnachten an der Front


Auch in diesem Jahr wollen wir wieder eine Weihnachtsspendenaktion durchführen. Wir haben lange überlegt und beraten, was am Nötigsten gebraucht wird. Dieses Jahr werden die Weihnachtsspenden den Menschen im Frontgebiet am Donbass zu Gute kommen.
Direkt an der Roten Line (Frontlinie) gibt es keine Versorgung mit Heizgas, auch die Stromversorgung ist recht mangelhaft und oft Stunden oder Tage unterbrochen. Es bleibt nur der gute alte Holzofen, um die Katen warm zu heizen.
Feuerholz, um eine Kate eine Woche lang zu heizen, kostet 8 Euro. Wie auch im letzten Jahr bieten wir verschiedene Unterstützungsformen an, so dass jeder nach seinen Möglichkeiten mithelfen kann.

Feuerholz für eine Woche kostet 8 Euro, Holz um zwei Wochen lang zu heizen, kostet 15 Euro, einen Monat eine Kate zu beheizen kostet 30 Euro.
Gerne könnt ihr auf das Vereinskonto unter dem Stichwort "Weihnachtsaktion" eure Spende überweisen - oder nehmt mit uns persönlich Kontakt auf.


Wir werden gemeinsam mit Pastor Peter Dudnik den Kauf und die Auslieferung im Frontgebiet organisieren. Wie auch im letzten Jahr bekommt ihr eine symbolische Dankeskarte für eure Spende zugeschickt und wir werden im nächsten Rundbrief von der Weihnachtsaktion und auf Facebook https://www.facebook.com/nehemiafreundeskreis/ berichten.
 

In eigener Sache!


Als Verein sagen wir am Ende dieses Jahres wieder ganz besonders Danke für alle Hilfe, Unterstützung, für alle Besuche und Anrufe.

Wir laden herzlich zu unserer Vereinsversammlung mit Vorstandswahl am 24.02.2019 um 14 Uhr in den Gemeindesaal der  Ev.-Lutherischen Kirchgemeinde Elsterberg, Markt 19 ein.

Neben allen Berichten, ist es auch nötig, an diesem Tag die Vereinssatzung den neuesten Gesetzen und Gegebenheiten anzupassen.
 
Wir wünschen euch eine besinnliche Adventszeit und ein gesegnetes Christfest.
Mit lieben Grüßen aus der Ukraine!

Achim und Gabriele


PS: Wer Interesse an regelmäßigeren Gebetsinformationen hat, kann uns eine kurze Email schreiben.
www.nehemia-freundeskreis.org | Kontakt
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Impressum:
Nehemia-Freundeskreis e.V.
Antonstr. 8
08539 Rosenbach / Vogtland

Spendenkonto:
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Bayrische Hypo-Vereinsbank AG Zwickau
IBAN: DE2587 0200 8839 9012 0500
BIC: HYVE DEMM 441