Rundbrief Nehemia-Freundeskreis |
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Protopopowka, Ukraine - | 07. Oktober 2024 | |
Liebe Freunde in der Heimat und der ganzen Welt!
Vielen Dank für all Eure Unterstützungen durch Eure Gebete, Spenden und alle mutmachenden Worte! Das MissionshausAufgrund der aktuellen Lage passten wir unser Mitarbeiterhaus an die Flüchtlingssituation an. Es entstand eine kleine Küche im Obergeschoß. Elektrik und Sanitär wurden bereits beim Hausbau vorbereitet. Wir sind dankbar, denn das Leben von 20 Personen spielt sich jetzt nicht mehr ausschließlich in unserer "privaten" Küche ab. Sowohl die Bewohner als auch wir verfügen über etwas mehr Privatsphäre. Bei uns leben jetzt Menschen, die alles verloren haben oder deren Häuser in der Frontlinie stehen und derzeit nicht bewohnbar sind. Diese Personen genießen die Ruhe und den Frieden im Haus – auch wenn ab und an Luftalarm ausgelöst wird und Kampfflieger über unser Grundstück düsen. Die Flüchtlinge in unserem Haus erhalten alle Backwaren unserer Bäckerei kostenlos. Vielen ist es peinlich, andere freuen sich sehr darüber. Wir stellten eine Kasse für einen freiwilligen Obolus in der Küche auf - denen es peinlich ist, Nahrungsmittel gratis zu erhalten, können einen kleinen Beitrag leisten. Im Mitarbeiterhaus stehen jetzt 15 Betten zur Verfügung und im „alten“ Vereinshaus sind noch vier Betten, welche aber im Moment noch frei sind. Die Belegung wird weiterhin über den Dorfrat geregelt. Uns bleibt die Aufgabe, den Flüchtlingen zuzuhören und sie zu trösten. Die Geschichten bewegen uns immer wieder - oftmals bis tief in die Nacht hinein. Natürlich versuchen wir auch bei alltäglichen Problemen zu unterstützen, wie die von unserem Constantin: Seine Wohnung hat ein großes Loch in der Außenwand. Constantin ist mit seinen 77 Jahren unglaublich fit und gesund. Leider bekommt er seine Rente nicht hierhergeschickt. Immer wieder versichern wir ihm, dass er weiter bei uns wohnen kann. Constantin ist sehr aufgeregt. Er fährt jeden Tag in die Stadt und versucht alles zu regeln. Dazu hat er sich mit einem anderen Opa hier im Haus angefreundet. Die beiden wollen jetzt zusammen Schach spielen. Uns tut es allen gut, wenn Normalität und Alltag langsam in unser Leben zurückkommen!
Wir backen weiter "Kriegsbrot"In der Bäckerei herrscht Hochbetrieb. Unsere neue Backmannschaft ist noch unerfahren und steht täglich großen Herausforderungen gegenüber. Die Backzahlen steigen beständig an. Vor allem das gestützte „Kriegsbrot“ erfreut sich reger Nachfrage. Regelmäßig müssen Arbeitsabläufe in der Backstube neu abgestimmt und optimiert werden. Bereits früh am Morgen kommen die ersten Kunden, um frisches „Kriegsbrot“ zu kaufen. Letzte Woche lieferten wir 200 Kriegsbrote nach Charkow. Ein Transporter machte sich auf den Weg, um die Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen! Unsere Mehlvorräte reichen noch bis zur Ernte.
Neues von der BasisAuf der Basis hat sich die allgemeine Lage etwas stabilisiert. Nach 40 Tagen Krieg hat sich bei allen Angestellten eine gewisse Routine eingestellt. Wir waren alle gezwungen, uns an die nächtlichen Sirenen, die Verdunklungsanweisung und die Ausgangsperren zu gewöhnen. Jetzt leben wir damit. Am Tage geht jeder seiner gewohnten Arbeit nach, im Stall und auf dem Hof, wie auch auf den Feldern. Gerste und Luzerne sind gesät, die Felder gedüngt und die Kartoffeln in der Herde. Schon bald werden noch der Mais und auch die Sonnenblumen in die Erde kommen. Unser Gebet dabei ist, dass wir auch selbst die Ernte einfahren können. Wir spüren aber, wie die Rahmenbedingungen schwieriger werden. Am Samstag ist in Kremenschuk (60 km von uns) ein Treibstofflager durch Raketen zerstört worden. Ohne Diesel funktioniert auch in der Landwirtschaft nichts mehr. Im Moment ist unklar, ob und woher wir Diesel bekommen können. Auch bei Ersatzteilen und Verbrauchsartikeln sind die Lieferketten gestört. Wir sind sehr dankbar, vorerst gemäß des DDR-Mottos „Der beste Rat, ist der Vorrat! auf unseren Lagerbestand zurückgreifen zu können! Dankbar und voller Freunde sind wir mit Sascha und Lena, deren Eltern durch eine abenteuerliche Reise aus dem Kessel von Mariopol fliehen konnten. Die Zeit in den Kellern, unter beständigem Beschuss hat ihnen beiden körperlich, aber auch seelisch sehr zugesetzt. Auch sie haben alles verloren und nur ihr Leben retten können. Darüber sind sie Gott sehr dankbar und freuen sich nun bei ihrem Sohn zu sein. Dankbar sind wir für all Eure Hilfe, für das Wunder immer noch beständig auf Strom, Wasser und Internet zurückgreifen zu können und somit auch weiterhin über einen unbeschränkten Zugang zu unseren Konten zu verfügen! Wir beten für die vielen Menschen in Not, ganz besonders die in Mariopol, für die Soldaten im Kampf und auch für uns – für Gesundheit, Weisheit und immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wir senden euch allen liebe Grüße aus der Ukraine! Achim und Gabriele Döbrich
PS: Wer gerne täglich das "Kriegstagebuch" im Videoformat per Whatsapp oder Signal erhalten möchte, meldet sich bitte mit einer Nachricht bei Johanna Döbrich (keine Anrufe, da Schichtdienst!) unter 0176-30758388. Gerne könnt Ihr uns auch auf Facebook und Instagram folgen: www.facebook.com/nehemiafreundeskreis / Instagram@nehemiafreundeskreis> |
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